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29 october 2010 "Die Polizei hat viel Filmmaterial beschlagnahmt und als ich es wiederbekam, war es unbrauchbar. Doch hat offenbar jedes Übel seine guten Seiten. So ist der Film viel aussagekräftiger geworden", sagt die chilenische Regisseurin über ihren Streifen ‘Newen Mapuche’ (die Kraft der Menschen der Erde). Am 12. Oktober wurde er in Chiles Hauptstadt bei einer Preview im völlig überfüllten ‘Centro Arte Alameda’ gezeigt, wenige Tage später beim 17. Filmfestival in Valdivia (14. – 19. Oktober). Brisantes Material und brisante Themen Der Film widmet sich dem heiklen Thema der Rückforderungsansprüche des indigenen Volks der Mapuche auf ihre angestammten Territorien. Er beginnt 2007 und bringt Ausschnitte über das Leben und die politischen Aktionen der Indigenen in der südlichen Region Araukanien und lässt zahlreiche Indigenenvertreter zu Wort kommen. Auch Interviews mit Mapuche-Häftlingen, die auf der Grundlage eines Anti-Terror-Gesetzes aus der Zeit der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Brandstiftung, illegaler Landnahmen und anderer Delikte zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, sind in dem Film enthalten. Elena Varela unterstützt die Sache der Indigenen. Am 7. Mai 2008 wurde sie in Villarica in Araukanien unter dem Vorwurf verhaftet, zwei Diebstähle geplant zu haben, die eine Zelle der Linken Revolutionären Bewegung MIR in den Jahren 2004 und 2005 begangen haben soll. Während der Pinochet-Diktatur hatte die MIR mit Waffengewalt gegen das damalige Regime gekämpft. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung hatte Varela neben Newen Mapuche noch an einem weiteren Filmprojekt gearbeitet: den ‘Sueños del Comandante’ (Die Träume des Kommandanten). Darin geht es um Morde an Mitgliedern der MIR in Neltume, einem kleinen Ort in der südlichen Region Los Lagos, die von Handlangern der Diktatur begangen worden waren. Im Verlauf des Prozesses beschlagnahmte die Polizei 300 Filme. Varela hat nach eigenen Angaben die Filme nicht vollständig zurückerhalten. Ein Großteil des beschlagnahmten Materials war zudem beschädigt. "Ich habe zwischen 300 und 500 Stunden Arbeit an meinen Dokumentarfilmen verloren", schätzt Varela, die noch überlegt, ob sie Regressansprüche stellen soll. Sturmlauf der Medien gegen Beschlagnahme Ihr Fall mobilisierte Radioproduzenten, Journalisten und bekannte Persönlichkeiten im In- und Ausland. Man habe Varelas Arbeiten benutzt, um sie als ‘Beweise’ in einem Fall vorzubringen, der jeder rechtlichen Grundlage entbehre, kritisiert Viviana Erpel, Präsidentin der Vereinigung der Dokumentarfilmschaffenden in Chile, ADOC. ADOC hatte 2008 gemeinsam mit anderen Menschenrechtsorganisationen die Interamerikanischen Menschenrechtskommission CIDH angerufen, sich für die Filmschaffende einzusetzen. "Eine Vorgehensweise wie in Chile dürfte es in Demokratien nicht geben", unterstreicht die Erpel. Die Audiovisuelle Plattform, ein Zusammenschluss mehrerer Organisationen, zu denen auch die ADOC gehört, hat 2008 einen Gesetzesvorschlag ins Parlament eingebracht, der das Berufsgeheimnis im Bereich der audiovisuellen Medienarbeit schützen soll. "Bilder sind machtvoll", erläutert die Regisseurin Varela die Rolle von Dokumentarfilmern beim Schutz der Menschenrechte. "Der Kampf des Mapuche-Volkes ist ein schwieriger und schmerzhafter Prozess." Varela verweist auf den mehr als 80-tägigen Hungerstreik von etwa 30 Mapuche-Gefangenen, der nach jüngsten Verhandlungsangeboten der Regierung zum größten Teil abgebrochen wurde. Bisher habe man die Mapuche mit kleinen Zugeständnissen abgespeist, kritisiert die Filmemacherin. "Dabei kämpfen sie nur um die Anerkennung ihrer Würde als Volk." Derzeit sucht die Regisseurin nach einer Finanzierung für die englische und französische Untertitelung ihres Films, für den Anfragen aus Belgien, Kanada, Frankreich und der Schweiz vorliegen. Auch in Spanien, Nicaragua und Venezuela soll der Film auf Festivals zu sehen sein. Obwohl der Streifen bereits im Umlauf ist, will Varela an Newen Mapuche weiterarbeiten, einen 35-Millimeterfilm daraus machen und die Endfassung bis Februar fertigstellen. Link: |