27/29 September 2012 – Universität zu Köln
Nationalität, Staatsbürgerschaft und belonging in Lateinamerika.
Philosophische Fakultät.
Historisches Seminar I. Abteilung für iberische und lateinamerikanische Geschichte Interdisziplinäre Nachwuchstagung.
Programm:
Nationale Identitäten gehören zu den wirkmächtigsten Konstrukten der Moderne. Während heute im Zeichen grenzenloser sozialer Vernetzung, globaler Bewegungen und transnationaler Verflechtung in Politik und Wirtschaft die nationalstaatlichen Kompetenzen zunehmend in Frage gestellt werden, erlebt die Diskussion um das nationale Selbstverständnis in Europa wie Lateinamerika eine neue Hochkonjunktur: Jüngste Belege hierfür sind die staatlich verordnete Debatte um nationale Identität in Frankreich oder die Feierlichkeiten anlässlich des Bicentenarios der Unabhängigkeit in Lateinamerika.
Ziel der Tagung ist es, diesen aktuellen Trend von nationaler Ver(un)sicherung aufzugreifen und ihm eine historisch kritische Auseinandersetzung entgegenzustellen, die folgenden Fragen nachgeht:
Welche Widersprüche und historischen Brüche begleiteten die so oft als linear und alternativlos dargestellte Herausbildung nationaler Identitäten in Lateinamerika?
Inwiefern bildeten Inklusions- und Exklusionsmechanismen immanente Prinzipien der nationalstaatlichen Verfasstheiten?
Welche Rolle spielten Austausch- und Transferprozesse (angestoßen durch Migrationsströme oder Forschungsreisen) bei der Herausbildung von Diskursen nationaler Exzeptionalität?
Wie fanden auf der Ebene von Diskursen, Repräsentationen und Wissensbildung nationale und subalterne Subjektbildungen statt?
Die Tagung entstand im Rahmen des DFG-Projekts „Integration, Exklusion, Exzeption: Nationalidentitätsdiskurse und gesellschaftliches Selbstverständnis in Chile und Argentinien (1780-1950)“ und führt Nachwuchswissenschaftler mit internationalen Experten zusammen, um anhand von Fallbeispielen u.a. aus Mexiko, Paraguay oder Bolivien vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart allgemeine Charakteristika von Nationalidentitätsdiskursen zu erörtern.
In einer interdisziplinären Herangehensweise, die anthropologische, soziologische und kulturwissenschaftliche Ansätze in die historische Herangehensweise einbindet, soll damit ein Perspektivwechsel vorgenommen werden, der sich von den dominierenden Meistererzählungen zur Nation distanziert, die Fokussierung auf politische Eliten und tradierte historische ‚Wahrheiten’ aufgibt und statt dessen den sozialen und kulturellen Wandel als dynamischen Aushandlungsprozess beleuchtet, in welchem sich die Idee der Nation bis heute popularisieren und transformieren konnte.
Diesen Phänomenen spürt Prof. Dr. Xosé Manoel Núñez (Universidade de Santiago de Compostela) in seinem einführenden Vortrag zu Nationalidentitätsdiskursen in Europa und Lateinamerika nach. Die unterschiedlichen Aspekte des Themenkomplexes werden in vier Panels behandelt, welche jeweils Vorträge zu Fallbeispielen sowie einen übergreifenden Kommentar beinhalten:
Nationalität, Staatsbürgerschaft und belonging in Lateinamerika Wissenschaft und Nation: Die Bildung von Geschichtswissenschaft und Identitätsdiskursen
Wissenszirkulation und Migration. Die Popularisierung von nationalen Visionen, Geschmack und Anschauungen
Veranstaltungsort:
Fritz Thyssen Stiftung
Apostelnkloster 13-15
50672 Köln
Der gesamte Kongress wird in spanischer Sprache abgehalten. Anmelden können Sie sich bei Katharina Motzkau (k.motzkau(at)uni-koeln.de)
Für die Conferencia Magistral von Prof. Dr. Xosé Manoel Núñez ist keine Anmeldung nötig. Sie wird simultan ins Deutsche gedolmetscht.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Vanessa Höse (v.hoese(at)uni-koeln.de) oder Katharina Motzkau (k.motzkau(at)uni-koeln.de). Telefonisch erreichen Sie uns unter 0221 470 4150.
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