8.6.2004
Schaden und Nutzen von Erneuerbaren Energien für Ureinwohner
Mapuche-Indianer protestieren gegen Staudammkomplex.
Von Dorothea Jung
Seit Menschengedenken siedelte an den Ufern des Bio-Bio-Flusses
in Chile das Volk der Mapuche-Indianer. Doch dann begann vor mehr als
10 Jahres ein chilenisches Energiewirtschaftsunternehmen mit dem Bau eines
riesigen Staudammkomplexes. Dieser Staudamm hat die Mapuches aus ihrer
Heimat vertrieben, berichtet Thomas Schimmel von der Missionszentrale
der Franziskaner in Berlin.
Ihnen wurde das Land weggenommen, sie wurden dazu animiert, das Land für
billiges Geld zu verkaufen an diese Stromgesellschaft, und hier wurden
auch diesen Völkern die heiligen Stätten und Friedhöfe
weggenommen. Und das ist für eine Kultur, die sehr auf ihre Ahnen
fixiert ist, eine Katastrophe. Es gab heftigen Widerstand, leider hat
auch das nichts genutzt, um die chilenische Regierung und das chilenische
Energieunternehmen dazu zubringen, von ihrem von ihrem Plan abzugehen.
Das Schicksal der Mapuche-Indianer ist kein Einzelfall. Wenn in den traditionellen
Gebieten indigener Völker Energieunternehmen investieren wollen,
dann werden die Ureinwohner nicht gefragt. Mag auch auf der UNCED-Konferenz
in Rio oder auf dem Johannesburg-Gipfel vereinbart worden sein, dass den
indigenen Völker das Recht zusteht, bei Entscheidungsprozessen, die
ihr Territorium betreffen, gehört zu werden, – es gibt immer wieder
Beispiele dafür, dass sich nationale Regierungen darüber hinwegsetzen.
Enttäuscht äußerten sich jetzt Vertreter der indigenen
Völker, weil sie auch auf der jüngsten Internationalen Konferenz
für erneuerbare Energien in Bonn nicht berücksichtigt wurden.
Das stimmt. Die indigenen Völker wurden, – relativ – weitgehend vergessen.
Sowohl in der Vorbereitung der Konferenz als auch als es darum ging, Projekte
vorzustellen, Projekte zu planen.
gesteht Jürgen Maier vom Deutschen Forum für Umwelt und Entwicklung,
der die Konferenz für erneuerbare Energien mit vorbereitet hat. Seiner
Meinung nach hatte das verschiedenen Gründe. Zunächst sei die
Bonner Konferenz eine Regierungskonferenz gewesen, gibt Maier zu bedenken.
Und zwischen Regierungen und indigenen Völkern herrsche in alle Regel
ein Spannungsverhältnis.
Wir kennen das aus anderen Zusammenhängen, wo die jeweilige Regierung
es häufig gar nicht so gerne sieht, wenn hier irgendwelche indigenen
Völker auch noch neben ihnen auftauchen auf internationaler Plattform;
zweitens ist es aber auch schon so, dass man von Seiten der Bundesregierung
offensichtlich auch nicht dran gedacht hat . Wir hatten ja ‘ne relativ
umfassende Beteiligung nichtstaatlicher gesellschaftlicher Gruppen, da
wurde an fast alle gedacht, aber nicht an indigene Völker.
Allerdings hätten die Vertreterorganisationen der indigenen Völker
sich auch nicht rechtzeitig um eine angemessene Konferenz-Beteiligung
gekümmert, sagt Jürgen Maier. Dabei wären sie geradezu
prädestiniert für Projekte mit erneuerbaren Energien. Weil diese
Projekte oft dezentral organisiert werden und deswegen flexibel für
unterschiedliche Bedürfnisse nutzbar wären. Doch den indigenen
Völkern fehle eine Lobby
Wenn Sie natürlich Großstaudämme rechnen, da sind natürlich
indigene Völker oft negativ betroffen, wenn in ihren Gebieten ohne
ihre Zustimmung plötzlich die halbe Gegend unter Wasser gesetzt wird
und Strom produziert wird, von dem sie nachher gar nichts haben. Das zweite
Problem ist natürlich schon auch, dass bei vielen dezentralen Formen
erneuerbarer Energien die Indigenen einfach zu kurz kommen.
Der Appell der indigenen Völker an die internationale Staatengemeinschaft,
bei Initiativen zur Förderung erneuerbarer Energien stärker
beteiligt zu werden, sei angemessen und nachvollziehbar. Die Staatengemeinschaft
müsse in Zukunft engagierter dafür Sorge tragen, dass der Ausbau
alternativer Technologie nicht die Armut unter den indigenen Völkern
fördert. So wie bei den Mapuche-Indianern in Chile. http://www.dradio.de/ |