Oktober 2012
Chile: Der Präsident Sebastian Piñera lässt blutende Kinder und Schwerverletzten zurück.
Araukanien, CC by-sa Wikimedia Commons
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Wieder müssen die Mapuche im Bezirk Ercilla im Süden Chiles die Schikanen der Polizei über sich ergehen lassen. Am 16. Oktober 2012, reiste Präsident Sebastian Piñera in die Region der Araukanie, Siedlungsgebiet der Mapuche im Süden Chiles, um ein Entwicklungsprogramm in der Region einzuleiten.
Während der Präsident mit seinem Flugzeug in Temuco landet, haben Spezialeinheiten der chilenischen Polizei den Bezirk Ercilla, in dem sich vor allem indigene Gemeinden befinden, bereits großräumig abgeriegelt. Zivilisten dürfen sich nicht mehr frei bewegen, die Versammlungsfreiheit wird aufgehoben und bereits vormittags melden die Sprecher der indigenen Gemeinden 15 Festnahmen. Hausfriedensbruch bei Mapuchefamilien ist an der Tagesordnung, zwei Kinder erleiden Verletzungen im Gesicht durch Schläge der Polizisten. Einem 23-jährigen Mann wird in den Rücken geschossen. Der Grund für diesen Terror: Präsident Piñera will gegen Nachmittag noch die vor Ort stationierte Spezialeinheit der Polizei besuchen. Es herrscht der Ausnahmezustand. Im Verlauf des Tages kommen auch immer wieder tief kreisende Polizeihubschrauber zum Einsatz, aus denen die Bevölkerung wahllos unter Beschuss genommen wird. Ein Mann wird schwer verletzt.
Der Bezirk Ercilla, besonders die Gemeinde Temucuicui, muss seit Jahren mit diesen Schikanen leben. Die Mapuche fordern die Rückgabe des Landes ihrer Vorfahren und protestieren gegen das harte Vorgehen gegen ihre Organisationen. Als „terroristisch“ werden ihre Aktivitäten eingestuft und damit die Verurteilung nach dem „Antiterrorgesetz“ gerechtfertigt, dem Unterdrückungsinstrument des früheren Diktators Augusto Pinochet (1973-1990).
„Durch Unterdrückung wird es keinen Dialog geben!“
Die Vertreter der Mapuche versuchen seit langem, mit den staatlichen Autoritäten zu verhandeln. Ohne Erfolg. Zweijährige Verhandlungen der Mapuche Vertreter mit der Regionalverwaltung verliefen im Sande, während die Gemeinden der „Antiterror-Polizei“ schutzlos ausgeliefert sind. Weiterhin sind sie Opfer von unangemeldeten Hausdurchsuchungen, Drohungen und Polizeikontrollen. Immer wieder gibt es auch Verletzte oder sogar Tote. Dabei sind nicht nur die Anführer der indigenen Bewegung das Ziel von Polizeiaktionen, sondern auch die unbeteiligte Dorfbevölkerung, Frauen und Alte. Immer wieder werden sogar Kinder und Jugendliche gezielt attackiert, bedroht und verwundet. Politische Gefangene sitzen jahrelang in Untersuchungshaft oder werden in doppelten Prozessen vor Zivil- und Militärgerichten zu übermäßig langen Haftstrafen verurteilt.
Um gegen die ungerechte Behandlung durch die Justiz zu protestieren und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen sind vier junge Mapuche im Gefängnis in Angol am 27.August in den Hungerstreik eingetreten. Doch ihre Forderungen werden nicht beachtet. Stattdessen werden sie ins weit entfernte Krankenhaus von Concepción verlegt. „Zur medizinischen Beobachtung“, heißt es von offizieller Seite, während lokale Politiker bereits die Rechtmäßigkeit einer Zwangsernährung diskutieren.
Jorge Huenchullan, indigener Vertreter der Region betont am 16. Oktober erneut:
„Die Vorgänge heute zeigen, auf welcher Ebene der Staat mit uns verhandeln will. Ein Dialog auf Basis von Unterdrückung wird aber nicht stattfinden. Stoppt den staatlichen Terrorismus!“
Was können Sie tun?
Bitte fordern Sie den UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten Indigener Völker (United Nations Special Rapporteur on the situation of human rights and fundamental freedoms of indigenous peoples), Herrn James Anaya auf, sich erneut für die Mapuche in Chile einzusetzen. Die jahrelange Willkür der Polizei und Justiz muss ein Ende haben!
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