Mapuche-hommes de la terre
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9. Mai 2012
Deutsche Einwanderer im Süden Chiles.
Quelle: http://www.br.de/

Besonderes Augenmerk kann auf diesen Satz gelegt werden..und jeder denke sich seinen Teil: "Überall suchten und fanden die chilenischen Werber Kolonisten für ihr – mit Ausnahme von wenigen Mapucheindianern – kaum besiedeltes Land im Süden"

Tausende von Deutschen wanderten auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Chile aus. Dort gründeten sie deutsche Kolonien – eigene Orte, die bis heute sehr deutsch anmuten.

Autor: Gottfried Stein Stand: 18.02.2012

Julia von Mayer lebt seit 1956 in Puerto Montt. Ihr Vater war Landwirt in Deutschland. Für den Erlös des Verkaufs seiner drei Hektar Land in Deutschland konnte er sich in Chile 110 Hektar Land kaufen.

Die heutige Hafengegend von Puerto Montt ist ein historischer Ort: Hier kam 1852, nach einer über dreimonatigen Überfahrt, das erste Schiff mit deutschen Einwanderern an. Sie wurden angelockt vom Einwanderungsbeauftragten der chilenischen Regierung, Vincente Perez Rosales. Ihre erste Unterkunft war ein halbfertiger großer Schuppen, der schnell "Kaserne" getauft wurde. Überall suchten und fanden die chilenischen Werber Kolonisten für ihr – mit Ausnahme von wenigen Mapucheindianern – kaum besiedeltes Land im Süden: Politische Idealisten, die nach der gescheiterten Revolution in der Frankfurter Paulskirche Deutschland den Rücken kehrten, Tiroler, Schlesier, Abenteurer, Menschen, die in der Heimat keine wirtschaftliche Zukunft sahen.

"Sie kamen mit dem Schiff unter grauenhaften Verhältnissen. Da ist eine Familie mit 12 Kindern losgefahren, und bei der Ankunft waren nur noch sechs am Leben. Von hier aus sind die Männer in das ihnen per Los zugeteilte Land gezogen. Das Land war damals noch Urwald. Der Anfang war hart: Es gab Fälle, bei denen Familien die Saatkartoffeln wieder ausgegraben haben, weil sie nichts zu essen hatten."

Bis heute sprechen die Nachkommen der ehemaligen Kolonisten Deutsch. Es gibt eine deutsche Schule, eine deutsche Feuerwehrkompanie und im Männerchor von Frutillar schmettert man alte Lieder aus der alten Heimat. Dennoch ist der Alltag in zwei Kulturen, in zwei Sprachen und auch in zwei Denkweisen normal geworden. Bei den Jungen stirbt die Sprache langsam aus. An der deutschen Schule ist deutsch eine Fremdsprache, die meisten Jugendlichen bevorzugen Englisch und gehen zum Schüleraustausch in die USA. Aber die Mentalität ist eine ganz spezielle, zumindest bei denen, die noch in Deutschland geboren wurden, wie Julia von Mayer: Sie ist erst 1956 mit ihrer Familie nach Chile eingewandert und bekommt mittlerweile Heimweh nach Chile, wenn sie in Deutschland ist.

"Ich fühle mich als richtige Deutsche, aber wenn ich in Deutschland bin, verstehe ich sie nicht mehr. Wir sind hier legerer geworden, eher weniger konventionell. In gewissen Familien und Gesellschaften fühlen wir uns als Außenseiter in Europa. Ich weiß, dass ich von Geburt her aus Deutschland bin, fühle mich aber total heimisch. Ich verstehe die chilenische Mentalität besser als die deutsche. Die meisten Menschen sind optimistischer. Das ist schwer zu erklären – mein Mann ist reiner Chilene, das kommt mir genauso heimisch vor wie das Deutsche."

Julia von Mayer, ausgewanderte Deutsche.